Die Erklärung des Heiligen 
Messopfers
von Pater Martin von Cochem

					
					
					Die hl. Messe ist die süßeste Freude der Mutter Gottes
					
					1. Die Königin Esther hat all ihr Lebtag keine größere Ehre 
					und Freude gehabt, als da der König Assuerus sie aus allen 
					Jungfrauen seines ganzen Reiches auserwählt, ihr mit eigenen 
					Händen die Krone aufs Haupt gesetzt und sie zur Königin 
					seines großen Reiches gemacht hat. Imgleichen darf ich 
					sagen, dass Maria, die Mutter Gottes, niemals größere Freude 
					und Glorie empfangen hat als eben an jenem Tage, da sie von 
					ihrem göttlichen Sohn zu den himmlischen Freuden 
					aufgenommen, über alle Chöre der Engel erhoben und zur 
					Königin des Himmels und der Erde gekrönt wurde. Diese Freude 
					und Herrlichkeit war so groß, dass sie nicht grösser gedacht 
					werden kann. Dennoch habe ich in der Überschrift dieses 
					Kapitels gesagt, dass die hl. Messe die süßeste Freude 
					Mariä, der Mutter Gottes, sei. Wie wollen wir das beweisen? 
					Aus mir selbst wage ich es nicht, wohl aber aus den Worten, 
					welche ein treuer Diener Mariens, Alanus, gesprochen hat, 
					nämlich:
					
					2. "Gleichwie die göttliche Weisheit eine einzige Jungfrau 
					erwählt hat, dass aus ihr der Erlöser der Welt geboren 
					würde, so hat derselbe Erlöser das einzige Priestertum 
					bereitet, um durch dieses die Schätze seiner Erlösung 
					mittels des Messopfers und der Sakramente der Welt zu allen 
					Zeiten auszuteilen. Dies ist der größte Teil der Freude der 
					Muller Gottes, dies ist die Lust der Seligen, dies ist eine 
					sichere Hilfe der Lebendigen und der größte Trost der 
					Abgestorbenen."
					
					3. In diesen Worten ist die Größe und Bedeutung der hl. 
					Messe sehr betont und hervorgehoben, dass die hl. Messe der 
					größte Teil der Freuden der Mutter Gottes sei. Um dies recht 
					zu verstehen, musst du wissen, dass Maria wie auch alle 
					anderen Heiligen des Himmels zweierlei Freuden haben, 
					nämlich die wesentliche und die zufälligen. Die wesentliche 
					Freude besteht in der Anschauung der Erkenntnis und dem 
					Besitz Gottes auf jener Stufe der Glorie, die dem Heiligen 
					bei seinem Eintritt in den Himmel zuteil geworden ist. In 
					dieser Höhe der Glorie bleibt der Heilige ewig, und diese 
					kann weder erhöht noch vermindert werden. Außerdem aber gibt 
					es für sie noch die zufälligen Freuden, d. h. jene, die 
					ihnen noch in besonderer Weise zuteilwerden, wenn ihnen von 
					Gott oder von den anderen Heiligen oder auch von den 
					Menschen ein wohlgefälliger Dienst erwiesen wird. Wenn z. B. 
					der Festtag eines Heiligen auf Erden begangen wird, so lässt 
					sich wohl glauben, dass dieser Festtag auch im Himmel 
					gehalten und diesem Heiligen von Gott und von den übrigen 
					Bewohnern des Himmels eine besondere Ehre erwiesen wird. 
					Dann wird ihm auch dasjenige, was ein jeder Mensch ihm zu 
					Ehren gebetet und getan hat, durch dessen Schutzengel zu 
					seiner größeren Freude als ein vortreffliches Geschenk 
					überreicht, gleichwie eine duftende Blume oder eine kostbare 
					Gabe, wovon vieles in den Offenbarungen der hl. Gertrud zu 
					lesen ist. Das sind also die zufälligen Freuden, deren die 
					Menschheit Christi sowie alle Engel und Heiligen fähig sind, 
					wie zu ersehen ist aus den Worten Christi: "Ich sage euch, 
					es wird Freude sein im Himmel über einen Sünder, der Buße 
					tut" (Luk. 15,10). Diese Freude der lieben Engel und 
					Heiligen im Himmel gehört nicht zur wesentlichen Seligkeit, 
					sondern ist eine zufällige Freude, welche ihnen so oft 
					erneuert wird, wie ein Sünder sich bekehrt, und ihnen wieder 
					genommen wird, wenn ein bekehrter Sünder rückfällig wird.
					
					4. Aus dieser Erklärung wirst du nun leicht entnehmen, wie 
					die obigen Worte des sel. Alanus zu verstehen sind, wenn er 
					sagt: Die hl. Messe ist der größte Teil der Freuden der 
					Mutter Gottes, nämlich nicht die größte der wesentlichen, 
					sondern der zufälligen Freuden. Denn obwohl man Maria auf 
					vielfältige Weise ehren und ihr besondere Freude bereiten 
					kann, so geht doch die durch die hl. Messe entstehende, all 
					ihren anderen zufälligen Freuden weit vor. Das will ich dir 
					folgendermaßen erklären. Wenn du ihr zu Ehren mit Andacht 
					viele Rosenkränze, Offizien, Litaneien, Psalmen und andere 
					Gebete betest und ihr dieselben zu ihrer größeren Ehre und 
					Freude aufopferst, ein anderer aber hört ihr zu Ehren mit 
					Andacht eine hl. Messe und vereinigt sich mit ihrem lieben 
					Sohn, welcher auf dem Altare gegenwärtig ist - welcher von 
					euch beiden bringt ihr eine angenehmere Gabe und macht ihr 
					größere Freude? Ohne Zweifel nicht du, sondern der andere, 
					welcher ihr zu Ehren den allerhöchsten Gottesdienst 
					verrichtet, ihr ihren liebsten Sohn vor Augen stellt und auf 
					ihren mütterlichen Schoß legt. Denn dieser ihr liebster 
					Jesus mit seiner Freundlichkeit bereitet ihr in seiner 
					erneuerten Gegenwart vieltausendmal größere Freude und Lust, 
					als du mit all deinen Psalmen, Litaneien und Gebeten jemals 
					kannst.
					
					5. Dazu bereitest du ihr durch das Messehören auch noch eine 
					andere, u. zw. sehr angenehme Freude. Denn weil sie die Ehre 
					Gottes und das Heil der Seelen über alles liebt und sucht, 
					deswegen hat sie eine unaussprechliche Lust und Freude, wenn 
					sie sieht, dass du durch das andächtige Messehören der 
					heiligsten Dreifaltigkeit die höchste Ehre erweisest, sie 
					auf die vortrefflichste Weise lobest, ehrest, anrufst und 
					ihr die allerkostbarste Gabe darbringst. Ebenso dass du 
					ihren lieben Sohn im wahren Glauben anbetest, dich vor ihm 
					mit gebeugtem Haupte demütigst, mit reuigem Herzen an deine 
					Brust schlägst, mit großem Ernst um Verzeihung deiner Sünden 
					bittest, sein bitteres Leiden dem himmlischen Vater vor 
					Augen stellst, ihm sein rosenfarbenes Blut zu deiner 
					Reinigung aufopferst und mit möglichster Andacht diesem 
					göttlichen Opfer beiwohnst. Was kann ihr Lieberes, Süßeres, 
					Angenehmeres widerfahren?
					
					6. Welch große Freude Maria durch die hl. Messe empfängt und 
					wie reichlich sie dieselbe vergilt, das weiß der sel. Alanus 
					trefflich zu schildern. Er stellt es in einem Beispiel so 
					dar, als ob bei der Erhebung der hl. Hostie das 
					Jesuskindlein in den Schoß der Mutter gelegt wird und sie 
					sein rechtes Händlein in ihre Hand nimmt und mit demselben 
					das Kreuz über das Volk macht. Bei der Aufhebung des Kelches 
					aber schildert er als ob ein Kreuz im Kelche stünde und 
					Christus daran hinge in solcher Gestalt, wie er einst am 
					Kreuze gehangen, und als ob aus seinen heiligen Wunden das 
					Blut überreich in den Kelch fließt Maria aber schöpft aus 
					dem Kelch und gießt davon über die ganze Christenheit aus.
					
					0, was für eine anmutige Schilderung ist das! Ich glaube, 
					dass die Mutter Gottes besonders an ihren Festtagen so tun 
					darf und diejenigen frommen Seelen, welche ihr zu Ehren die 
					hl. Messe mit Andacht hören, mit den Händen ihres Jesuleins 
					segnet und sie mit seinem rosenfarbenen Blute besprengt. 
					Lerne daraus, dass du die hl. Messe recht oft Maria zu Ehren 
					hörest. Wenn du in einer besonderen Not bist, dann kannst du 
					ihre Hilfe und Fürbitte nicht sicherer erlangen, als indem 
					du ihr zu Ehren eine hl. Messe lesen lässt oder, wenn du das 
					nicht kannst, andächtig eine hl. Messe ihr zu Ehren hörst. 
					Denn weil ihr durch die hl. Messe der größte Dienst, 
					geleistet wird, so wird sie aus Dankbarkeit angetrieben, dem 
					Menschen Hilfe zu leisten.
					
					7. Der berühmte Geschichtsschreiber Baronius erzählt, dass 
					im Jahre 998 Robert, König von Frankreich, ins Feld gezogen 
					sei und das Schloss St. Germain mit großer Macht belagert 
					habe. Die Belagerten wehrten sich kräftig und fügten dem 
					Könige einen nicht geringen Schaden zu, worüber dieser so 
					heftig ergrimmte, dass er beschloss, am sechsten Tage die 
					Feste zu umzingeln und auf einmal mit aller Macht zu 
					stürmen. Vor diesem Angriff fürchteten sich die Belagerten 
					sehr und suchten Hilfe bei dem gottseligen Priester 
					Gislebert aus dem Benediktinerorden. Dieser ermahnte sie, 
					ihr Vertrauen auf Maria zu setzen und ihr zu Ehren die hl. 
					Messe zu hören. Er las die hl. Messe am Marienaltar, und 
					alles Volk wohnte dem hl. Opfer mit möglichster Andacht bei. 
					Diese einzige Messe bewirkte so viel, dass während derselben 
					ein dichter Nebel die ganze Feste so bedeckte und 
					verdunkelte, dass die Belagerer dieselbe kaum sehen und 
					nicht beschießen konnten, die Belagerten aber konnten ihre 
					Feinde wohl sehen und ihnen mit ihren Geschossen gewaltigen 
					Schaden zufügen. Wie nun der König sah, dass seine Macht 
					sehr geschwächt war und in Gefahr des gänzlichen Untergangs 
					stand, ließ er sie abziehen und marschierte in vollem Zorn 
					davon.
					
					8. Siehe, was eine einzige Messe zu Ehren Mariä für eine 
					Kraft gehabt hat! Wenn auch solche wunderbare Erhörungen 
					nicht allzeit eintreffen, so ist die Anrufung Mariä doch nie 
					vergeblich, sondern wird anderweit reichlich vergolten. Sie 
					ist auch der Hilfe und Fürbitte der übrigen Heiligen weit 
					überlegen. Darüber schreibt der sel. Alanus folgendes:
					
					1. "Was Maria von Gott begehrt, das erhält sie gewiss.
					
					2. Gott verleiht Barmherzigkeit nach der Fürbitte Mariä.
					
					3. Die Welt wäre längst untergegangen, wenn Maria nicht ihre 
					Fürbitte dafür eingelegt hätte.
					
					4. Maria liebt die Sünder mehr, als ein Mensch den anderen 
					lieben kann.
					
					5. Die Rettung der Sünder verlangt sie so sehr, dass sie 
					bereit wäre, wenn Gott es zuließe, täglich alle Peinen der 
					ganzen Welt für die Genugtuung eines jeden zu leiden. 
					
					6. Der geringste Mariä erwiesene Dienst, wenn's auch nur ein 
					einziger englischer Gruß wäre, ist viel mehr als ein 
					tausendfältig größerer Dienst, den man einem anderen 
					Heiligen erweist, sofern man den Heiligen mit ihr 
					vergleicht.
					
					7. Ein einziges gesprochenes Ave Maria ist kostbarer als 
					sonst etwas unter dem Himmel, sei es eine zeitliche Gabe des 
					Leibes, der Seele oder des Lebens.
					
					8. Wie der Himmel größer ist als ein Stern, sovielmal ist 
					die Barmherzigkeit Mariä größer als die aller Heiligen.
					
					9. Wie die Sonne der Erde mehr nützt als alle Sterne, so 
					viel mehr hilft Maria ihren Dienern als die Heiligen.
					
					10. Der Dienst, der Maria erwiesen wird, bringt allen 
					Heiligen Freude.
					
					11. Der den Heiligen erwiesene Dienst ist zu vergleichen mit 
					dem Silber, der Mariä erwiesene dem Golde, der Christo 
					erwiesene dem Edelgestein und der der Allerheiligsten 
					Dreifaltigkeit erwiesene den Sternen.
					
					12. Maria errettet täglich mehrere Seelen aus dem 
					Fegefeuer."
					
					9. Diese zwölf Privilegien oder Gnaden sind zu vergleichen 
					mit jener Krone von zwölf Sternen, welche St. Johannes auf 
					dem Haupte Maria gesehen hat. Wer dieselben nun aufmerksam 
					liest und erwägt, der muss ja gleichsam mit Gewalt zum 
					Dienst und zur Verehrung Mariä gezogen werden. So diene ihr 
					denn mit allem Fleiß, vorzüglich durch das Anhören der hl. 
					Messe und die öftere Aufopferung ihres liebsten Jesus. Denn 
					sooft eine hl. Messe gelesen wird so oft wird ja Christus 
					geistiger Weise von neuem geboren und so oft wird ihre 
					mütterliche Würde erneuert. 
					
					 
					2. Wie die hl. 
					Messe die Freude der Heiligen ist.
					
					10. Sehr nützlich und tröstlich ist es, zu wissen, wie viel 
					und auf welche Weise die Messe den lieben Heiligen nützt, 
					und wie man dieselbe an ihren Festtagen zur Vermehrung ihrer 
					Herrlichkeit aufopfern soll. Auf welche Weise die zufälligen 
					Freuden der Heiligen vermehrt werden können, wollest du in 
					diesem Kapitel 1 (Nr. 3) nachlesen. Ich füge noch hinzu, 
					dass die Heiligen von uns verehrt zu werden verlangen, weil 
					dies der Wille Gottes ist, der seine getreuen Diener geehrt 
					wissen will, und weil die lieben Heiligen wegen ihrer Tugend 
					würdig sind, geehrt zu werden wie Christus selbst gesagt 
					hat: "Sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn 
					sie sind es wert“ (Offbg. 3, 4). Schon im Alten Bunde hatte 
					der Herr gesagt: "Wer mich ehret, den werde ich ehren" (1. 
					Kön. 2, 30). Unter anderen kommt auch noch dieser Grund 
					dazu: Weil die lieben Heiligen auf Erden die Ehre geflohen 
					und sich ganz demütig und bescheiden gehalten haben, ja auch 
					von gottlosen Leuten unschuldigerweise verachtet, verspottet 
					und verfolgt worden sind, deswegen will Gott, dass ihre 
					Unschuld an den Tag kommen und von der ganzen Christenheit 
					gepriesen und geehrt werden soll.
					
					11. Ein Beispiel haben wir an Marchodäus, welcher ein 
					frommer Diener Gottes war und dennoch von dem hochmütigen 
					Aman verfolgt und zum Tode gesucht wurde. Der gerechte Gott 
					aber wandte die Sache um und machte, dass sein treuer Diener 
					von allem Volke geehrt werden musste. Denn als der König zu 
					Aman sprach: "Was soll demjenigen geschehen, den der König 
					zu ehren gedenkt?" da antwortete Aman: "Dem Manne, den der 
					König gerne ehren will, soll man königliche Kleider antun 
					und ihn auf das Ross setzen, auf dem der König reitet, und 
					ihm die königliche Krone auf sein Haupt geben. Und der erste 
					von den königlichen Fürsten und Gewaltigen soll das Ross 
					halten und in den Straßen der Stadt einhergehen und rufen 
					und sagen: Also soll geehrt werden, den der König ehren 
					will." Und der König sprach zu ihm: "Eile und nimm das Kleid 
					und das Ross, und wie du gesagt hast, so tue Mardochäus, dem 
					Juden" (Est. 6, 6ff.).
					
					12. Wenn nun dieser heidnische König Assuerus dem Marchodäus 
					wegen eines treuen Dienstes solche Ehre hat antun lassen, o 
					was für große Ehre wird dann der dankbarste Gott seinen 
					treuen Dienern wegen so vieler geleisteten Dienste erweisen 
					und von dem ganzen Himmel erweisen lassen, vorzüglich an 
					denjenigen Tagen, in welchen sie glorwürdig in den Himmel 
					eingeführt wurden und an welchen ihre Festtage von der 
					Kirche in aller Welt gehalten werden. Durch seinen Heiligen 
					Geist hat er seiner Kirche eingegeben, dass sie an diesen 
					Tagen seine treuen Diener und Auserwählten mit den 
					kirchlichen Tageszeiten, mit Gebeten und Andachten, mit 
					Predigten und Lobgesängen, mit Prozessionen und Wallfahrten, 
					vorzüglich aber mit dem hl. Messopfer verehren und 
					verherrlichen solle. Denn "also sollen geehrt werden, welche 
					der himmlische König will geehrt haben."
					
					13. Die größte Ehre können wir den lieben Heiligen durch das 
					hl. Messopfer leisten, wenn man nämlich die hl. Messe zu 
					ihrer größeren Ehre liest oder hört und sie dem allmächtigen 
					Gott zur Vermehrung ihrer zufälligen Freuden aufopfert. 
					Wiewohl dabei das Leben und Leiden Christi vorgestellt und 
					nur Gott dem Herrn aufgeopfert wird, so haben dennoch die 
					Heiligen eine besondere Ehre und Freude davon, weil die hl. 
					Messe ihnen zu Ehren ist gehalten worden und der ganze 
					Himmel dadurch erfreut wird.
					
					14. Wenn aber ihr Name in der hl. Messe genannt wird, so ist 
					ihre Ehre und Freude noch viel grösser, und die hl. Messe 
					ist ihnen noch viel angenehmer nach dem Zeugnisse des hl. 
					Chrysostomus, der sagt: "Wenn ein königlicher Triumph 
					gehalten wird, so werden auch diejenigen genannt, welche im 
					Kriege seine Gefährten waren und namhaft wider den Feind 
					gekämpft haben. So ist es auch für die Heiligen eine 
					besondere Ehre, wenn sie bei der hl. Messe in Gegenwart 
					ihres Herrn, dessen Leiden und Tod allda voller Triumph 
					gefeiert und dargestellt wird, mit Namen genannt" und ihre 
					herrlichen Taten, die sie im Kriege gegen den höllischen 
					Feind vollbracht haben, gerühmt werden. Dann wird auch dem 
					allmächtigen Gott Dank gesagt für die Stärke, die er ihnen 
					im Streite verliehen, und für die Gnade, mit welcher er 
					ihnen zum Siege verholfen hat. Darüber spricht Molina: "Den 
					Heiligen kann kein angenehmerer Dienst erwiesen werden, als 
					dass man unter ihrem Namen dem allmächtigen Gott die hl. 
					Messe aufopfert, ihm für die ihnen erwiesenen Gnaden Dank 
					sagt, das Gedächtnis ihrer Verdienste begeht und dieselben 
					zugleich mit der Messe der heiligsten Dreifaltigkeit 
					aufopfert."
					
					15. Sehr schön liest man darüber in den honigfließenden 
					Offenbarungen der hl. Gertrud. Am St. Michaelstag opferte 
					sie bei der hl. Messe das allerheiligste Sakrament des 
					Leibes und Blutes Christi dem Herrn auf mit den Worten: "Zu 
					Ehren deiner so großen Himmelsfürsten opfere ich dir, o 
					allergütigster Herr, dieses große Sakrament auf zum ewigen 
					Lobe und zur Vermehrung der Freude, Herrlichkeit und 
					Seligkeit aller Engel." Alsdann sah sie, wie Gott Vater 
					dieses ihm geopferte Sakrament in wunderbarer Weise in 
					Vergrößerung ihrer Freuden bekam, als wenn eine Braut an 
					ihrem Hochzeitstage mit kostbarem Schmuck angetan wird.
					
					17. Daraus nimm ab, was für eine wunderbare Ehre du einem 
					Heiligen erweisest und was für eine Freude du ihm machen 
					kannst durch Aufopferung einer einzigen hl. Messe. Wenn du 
					auch ihm zu Ehren den ganzen Psalter Davids mit Andacht 
					betest, würdest du ihm doch nicht solche Vermehrung seiner 
					Freuden bereiten. Wenn du also hinfür deine himmlischen 
					Schutzpatrone recht ehren willst, so höre ihnen zu Ehren 
					eine hl. Messe, und bei der hl. Wandlung opfere Gott seinen 
					Sohn zu größerer Ehre und Freude deiner lieben Heiligen. Auf 
					solche Weise wirst du ihnen größeren Dienst erweisen und sie 
					werden dir das reichlicher vergelten, wie es schon viele vor 
					dir erfahren haben. Selbst wunderbare Erhörungen sind 
					erfolgt, wie vom hl. Antonius und anderen Heiligen zu lesen 
					ist.
					
					18. Im Leben der gottseligen Jungfrau Passidea wird erzählt, 
					wie die selbe einst mit dem Kaplan ins Spital ging, um die 
					Kranken zu besuchen. Unter anderen kamen sie zu einem 
					Mägdlein, das allein in einem Zimmer sich befand und in den 
					letzten Zügen lag. Da öffnete es plötzlich die Augen, sah 
					gen Himmel und fing freundlich an zu lächeln. Da sprach 
					Passidea: Dieses Lächeln bedeutet etwas Besonderes, da es 
					doch wider allen Brauch bei den Sterbenden ist. Darum wollen 
					wir Gott bitten, um zu erfahren, was dieses Lächeln bedeute. 
					Da sie nun beteten, kam das Mägdlein noch einmal wieder zu 
					sich und konnte noch sagen: "Ich habe mein Leben hindurch 
					den Brauch gehabt, an den Festtagen der Heiligen ihnen zu 
					Ehren einen Rosenkranz zu beten. Deswegen sind jetzt all 
					diejenigen Heiligen, die ich mit einem Rosenkranz verehrt 
					habe, zu mir gekommen, um mir beizustehen und mich in den 
					Himmel zu geleiten. Darüber habe ich so große Freude gehabt 
					und gelächelt." Danach schloss sie die Augen und verschied 
					selig im Herrn. Wenn nun der Rosenkranz so viel vermag, 
					wieviel mehr wird dann eine hl. Messe die Heiligen zur 
					Dankbarkeit gegen ihre Verehrer anregen! Siehe deswegen 
					täglich in den Kalender, und bei der Messe sprich zu dem 
					Heiligen, der am selben Tag im Kalender steht: "0 lieber 
					heiliger N., diese Messe will ich dir zu Ehren hören," und 
					bei der Wandlung sprich: "0 himmlischer Vater, ich opfere 
					dir diese hl. Messe auf zu größerer Ehre und Freude des hl. 
					N." Was du dadurch erlangst, wirst du beim Sterben erfahren.
 
  
