Die Erklärung des Heiligen 
Messopfers
von Pater Martin von Cochem

					
					1. Was für ein gewaltiger Herr der allmächtige Gott ist, 
					kann kein Mensch begreifen und kein Engel aussprechen. Seine 
					Wesenheit ist unendlich, seine Heiligkeit unergründlich, 
					seine Herrlichkeit ist unschätzbar und seine Reichtümer sind 
					unvergleichlich. Er ist die allerstrengste Gerechtigkeit, 
					die allermildeste Barmherzigkeit, die liebenswürdigste 
					Freundlichkeit und die wunderbarste Schönheit. Wiewohl alle 
					Engel und Heiligen ihn von Herzen lieben, so erzittern sie 
					dennoch vor seiner furchtgebietenden Majestät und beten 
					dieselbe auf ihrem Angesicht liegend mit tiefster 
					Ehrerbietung an. Aus allen Kräften loben, preisen und 
					benedeien sie seine unendliche Vollkommenheit und können 
					sich niemals ganz am Lobe Gottes ersättigen. Dieses Lob will 
					Gott von ihnen haben, wie es ihm als dem höchsten Herrn 
					gebührt und wegen seiner unendlichen Herrlichkeit am 
					vollsten Maße zukommt.
					
					Von Ewigkeit her, ehe noch etwas erschaffen war, lobte der 
					allmächtige Gott sich selbst, und die drei göttlichen 
					Personen freuten sich ihrer Majestät und Herrlichkeit. Gott 
					Vater lobte die unergründliche Weisheit des Sohnes, Gott der 
					Sohn lobte die allermildest Gütigkeit des Heiligen Geistes, 
					und dieser pries die unendliche Allmacht des Vaters. Dies 
					können wir abnehmen aus den Offenbarungen der hl. Mechtildis, 
					zu welcher Christus sprach: "Wenn du mich loben willst, so 
					ehre mich in Vereinigung mit der allerhöchsten 
					Verherrlichung, mit welcher Gott Vater in seiner Allmacht 
					und der Heilige Geist in seiner Liebe mich von Ewigkeit 
					geehrt haben, ebenso in Vereinigung mit der allerhöchsten 
					Ehre die ich durch meine unerforschliche Weisheit dem Vater 
					und dem Heiligen Geiste, und der Heilige Geist durch seine 
					unwandelbare Liebe dem Vater und mir von Ewigkeit geschenkt 
					haben."
					
					2. Durch seine unendliche Güte angetrieben, erschuf der 
					liebe Gott Himmel und Erde, Engel und Menschen, lebendige 
					und leblose Kreaturen, um auch von diesen nach seiner Würde 
					und Ihren Kräften gelobt und geehrt zu werden. Dass dieses 
					seine hauptsächlichste Absicht war, bezeugt die hl. Schrift 
					(Sprichw. 16, 4): "Der Herr hat alles um seiner selbst 
					willen gemacht", nämlich um von seinen Geschöpfen erkannt, 
					gelobt und geehrt zu werden. Dies haben die Engel gleich 
					nach ihrer Erschaffung getan, tun es noch jetzt und werden 
					es tun in alle Ewigkeit. Dieses haben auch Sonne und Mond 
					und alle Sterne getan, wie Gott selbst bei Job (38, 4 u. 7) 
					bezeugt: "Wo warest du, als ich die Gründe der Erde legte? 
					Da mich die Morgensterne lobten allzumal und alle Kinder 
					Gottes jauchzten?" Diese Kinder Gottes waren die Engel, 
					welche schon erschaffen waren, als Gott die Erde gründete. 
					Alle vernunftlosen und leblosen Geschöpfe, nämlich alle 
					zahmen und wilden Tiere, alle Bäume und Pflanzen, alle 
					Steine und Metalle, loben auch Gott, jedes nach seiner Art, 
					und gereichen ihrem Schöpfer zur Ehre, weil er ihnen ihr 
					Dasein gegeben hat. Darüber belehrte Christus die hl. 
					Mechtild mit den Worten: "Wenn der Priester in der hl. Messe 
					(bei der Präfation) spricht: Durch welchen die Engel deine 
					Majestät loben, so lobe mich in Vereinigung mit dem 
					himmlischen Lobe, mit welchem die hl. Dreifaltigkeit sich 
					selbst lobt und von ihr gelobt wird, und welche überfließt 
					in die seligste Jungfrau Maria und in alle Engel und 
					Heiligen. Danach sprich ein Vaterunser und opfere es mir in 
					Vereinigung des Lobes, mit dem mich loben Himmel und Erde 
					und alle Kreaturen." -
					
					3. Wenn denn also alle Geschöpfe Gott loben, wie viel mehr 
					sind dann die Menschen schuldig, Gott zu loben und zu 
					preisen, weil sie ja hauptsächlich deswegen von Gott 
					erschaffen und mit der Vernunft begabt worden sind. Das hat 
					vor allen Vätern des Alten Testamentes David wohl beherzigt 
					und im Wunsche, den höchsten Gott nach all seinen Kräften zu 
					loben, die Psalmen gedichtet und selbst gebetet, in welchen 
					ja lauter Lob Gottes begriffen ist. Er muntert sich selbst 
					darin zum Lobe Gottes auf, ruft Himmel und Erde an und lädt 
					alle Geschöpfe ein, dass sie ihm helfen sollen, seinen und 
					ihren Gott aus allen Kräften zu loben. Auf dass auch seine 
					Nachkommen fortfahren sollten, Gott zu loben, deswegen hat 
					er die Psalmen aufgeschrieben und sie den Priestern und 
					Leviten eingehändigt und ihnen befohlen, den Gott Israels 
					täglich während des Gottesdienstes auf solche Weise zu loben 
					und zu ehren. Ähnlich haben es die drei Jünglinge im 
					Feuerofen gemacht: sie haben mitten im Feuer mit heller 
					Stimme das Lob Gottes gesungen und alle Geschöpfe dazu 
					eingeladen mit den Worten: "Preiset alle Werke des Herrn den 
					Herrn, lobet und erhebet ihn in alle Ewigkeit! Lobet ihr 
					Engel des Herrn den Herrn, lobet und erhebet ihn in 
					Ewigkeit." (Dan. 3, 57f.). Da nun die Juden Gott so gelobt 
					haben, wie viel mehr sind wir Christen dazu verpflichtet, 
					weil wir ja deswegen zu Kindern Gottes angenommen sind, wie 
					Paulus an die Epheser (1.5f.) schreibt: "Er hat uns 
					vorherbestimmt zur Kindschaft, zum Preise der Herrlichkeit 
					seiner Gnade." Das heißt: Gott hat uns zu seinen Kindern 
					angenommen, damit wir seine Glorie und Gnade preisen sollen. 
					Dies ist unsere Pflicht und Schuldigkeit, ja die aller 
					Menschen, u. zw. so sehr, dass sich gegen Gott versündigt, 
					wer ihn zu loben unterlässt. Das haben viele fromme Könige, 
					Kaiser und Fürsten so tief beherzigt, dass sie viele 
					herrliche Kirchen gebaut und Klöster gegründet haben, damit 
					Tag und Nacht Gott der Herr gelobt und gepriesen würde. Zu 
					diesem Zweck hat auch die katholische Kirche angeordnet, 
					dass jeder Geistliche, sobald er die Weihe des Subdiakonats 
					empfangen hat, von demselben Tage an bis zur letzten 
					Krankheit täglich beten und Gott loben soll. Ebendieselbe 
					Pflicht haben alle zum Chordienste verpflichteten 
					Klosterfrauen wie auch alle Ordensgeistlichen. Sie alle 
					setzen ihre Freude darein, bei Tag und bei Nacht ihren Gott 
					und Schöpfer fleißig und andächtig zu loben.   
					
					
					
					5. Zum eifrigen Lobe Gottes ermahnt die hl. Schrift mit 
					nachdrücklichen Worten, z. B.: "Preiset den Herrn, so hoch 
					ihr könnet, er ist doch noch höher; lobet den Herrn erhebet 
					ihn, so viel ihr könnet, denn er ist grösser als alles Lob." 
					(Sir. 43,32f.) "Lobet den Herrn in seinen Kräften, lobet ihn 
					nach seiner vielfaltigen Größe." (Ps. 150, 2.) Wenn aber 
					seine Größe all unser Lob übersteig wie sollen wir da unsere 
					Schuldigkeit erfüllen können? 
					Da Christus sah, dass die menschliche Schwachheit den 
					großen Gott niemals würdig werde preisen können, deswegen 
					setzte er beim letzten Abendmahl die hl. Messe ein, welche 
					mit vollstem Recht ein Lobopfer genannt und von der Kirche 
					täglich und stündlich bei Tag und Nacht dem höchsten Gott 
					als ein wahres Lobopfer dargebracht wird. Wie oft muss der 
					Priester am Altare sprechen: "Wir opfern dir auf ein Opfer 
					des Lobes!" Beim Gloria spricht der Priester und singt der 
					Chor: "Ehre sei Gott in der Höhe,... wir loben dich, wir 
					preisen dich, wir beten dich an, wir verherrlichen dich" 
					usw. Nach der Präfation heißt es: "Heilig, heilig, heilig 
					ist der Herr, Gott der Heerscharen, Himmel und Erde sind 
					voll seiner Herrlichkeit, Hosanna in der Höhe. Hochgelobt 
					sei, der da kommt im Namen des Herrn, Hosanna in der Höhe!" 
					Ist das nicht ein hohes Lob Gottes? Singen nicht die 
					Seraphim im Himmel das dreifache Sanktus? Haben das Hosanna 
					nicht die unmündigen Kinder aus Eingebung des Heiligen 
					Geistes am Palmsonntage gesungen? So wiederholt die Kirche 
					dieses hohe Lob alle Tage vieltausendmal und preist den 
					großen Gott in allen Messen durch den Mund der Priester. 
					Gewiss ist es, dass wir Menschen zu dem Zwecke erschaffen 
					sind, um Gott zu loben und zu preisen, u. zw. nicht bloß 
					mangelhaft, sondern auf die allerbeste, ja, auf unendliche 
					Weise. Denn, weil Gottes Größe unendlich ist, so gebührt ihm 
					auch unendliches Lob. Wer will aber einen Lobgesang 
					erfinden, der alle göttlichen Vollkommenheiten in sich 
					begriffe, und der ihn preist nach seiner Würde? Weil das 
					niemand kann, so sind wir Christo unendlichen Dank schuldig, 
					dass wir durch die hl. Messe allen Mangel ersetzen und 
					unserm Gott ein würdiges Opfer darbringen können.
					
					8. Hierüber sagt der hl. Laurentius Justiniani: "Gewiss ist 
					es, dass Gott durch nichts anderes mehr gelobt werden kann 
					als durch das unbefleckte Opfer des Altares, welches 
					Christus hauptschlich deswegen eingesetzt hat, damit seine 
					Kirche Gottes Lob vollbringen könne." Wenn wir also Gott 
					würdig loben wollen, so können wir das nicht besser als 
					durch Anhörung und Aufopferung der hl. Messe. Denn da wird 
					Gott ein unendliches Lob, nämlich das göttliche Lob seines 
					Sohnes, gebracht. Da preist Christus den himmlischen Vater 
					in der Tat mit so hohem Lob, wie es der Würde Gottes 
					entspricht und wie es weder die Engel noch Heiligen, viel 
					weniger aber die Menschen können. Durch eine einzige hl. 
					Messe empfängt Gott viel größeres Lob, als von allen Engeln 
					und Heiligen je geleistet werden kann.
					
					9. Der hl. Irenäus erzählt von einer frommen Jungfrau, die 
					aus Liebe zu Gott von der Begierde, ihn zu loben, entflammt 
					war und deswegen oft zu Gott seufzte: "0 hätte ich tausend 
					Zungen, mit welchen ich dich, o mein Gott, loben könnte! O 
					hätte ich in meiner Gewalt alle Menschen, dass ich sie alle 
					zu deinem Lobe entflammen könnte! 0 könnte ich allen 
					unvernünftigen und leblosen Kreaturen Verstand und Herzen 
					geben, um dich unaufhörlich zu loben! 0 könnte ich neue 
					Himmel erschaffen und sie mit Seraphim anfüllen, ich würde 
					keine Mühe scheuen, um es zu vollbringen! Hätte ich solche 
					Leibes- und Seelenkräfte, dass ich allein dich mehr anbeten, 
					loben, ehren und preisen könnte als alle Chöre der Engel und 
					alle Scharen der Heiligen tun, wie glücklich würde ich mich 
					schätzen!" Das waren die inbrünstigen Gebete dieser 
					Gottliebenden Seele, von denen ihr Herz immerdar erfüllt war 
					und dergleichen Liebespfeile entsandte. Als sie eines Tages 
					mehr als sonst von diesen Flammen heiliger Begierden 
					entzündet war, vernahm sie eine himmlische Stimme, die 
					sprach: „Sei gegrüßt, meine liebe Tochter; wisse, dass ein 
					einziges Messopfer Mir ein unvergleichlich größeres Lob 
					bereitet, wie du mir zu geben verlangst. Höre deswegen 
					fleißig die hl. Messe und opfere mir das Lob derselben auf, 
					dann kannst du deinen Herzenswunsch aufs vollkommenste 
					erfüllen."
					
					10. Nun erfasset es, andächtige Seelen, was für ein überaus 
					hohes Opfer die hl. Messe sein muss, da Gott, der 
					Allerhöchste, aus ihr größere Ehre und Herrlichkeit empfingt 
					als aus allem Lob und Gesang aller himmlischen Geister! Wenn 
					der ganze Himmel unter Aufbietung aller seiner Kräfte zum 
					Lob und Ruhm der Allerheiligsten Dreifaltigkeit die 
					herrlichste Prozession anordnete, deren Hauptperson die 
					Muttergottes wäre, begleitet von den neun Chören der 
					heiligen Engel und den unzählbaren Scharen aller Heiligen 
					und Seligen, wenn sie die wunderbarsten Lieder sängen und 
					auf den wohlklingendsten Instrumenten spielten—würde diese 
					herrliche Prozession nicht Gott zu besonders hohem Lob und 
					Gefallen gereichen? Wenn aber die streitende Kirche einen 
					einzigen Priester dazu senden könnte, der zum Beschluss 
					dieser Prozession eine hl. Messe zu Ehren der hl. 
					Dreifaltigkeit lesen würde, was meinst du, dass dieser damit 
					bewirkte? Ich sage dir die Wahrheit, dass dieser arme 
					Priester mit seiner einzigen Messe der preiswürdigsten 
					Dreifaltigkeit ein unvergleichlich höheres Lob verschaffen 
					würde, als diese wunderbare himmlische Prozession, u. zw. um 
					so viel grösser, als der Sohn Gottes grösser und höher ist 
					als alle Kreaturen.
					
					11. Wie müssen wir nun Christum loben und lieben, dass er 
					durch Einsetzung des hl. Messopfers uns ein so leichtes 
					Mittel gegeben hat, die Majestät Gottes würdig zu ehren und 
					nach ihrer ganzen großen Herrlichkeit zu loben! Diese 
					Betrachtung sollte eine eifrige Begierde in uns erwecken, 
					die hl. Messe sooft wie nur möglich zu hören. Dass wir 
					schuldig sind, Gott zu loben, haben wir schon am Anfang 
					dieses Kapitels gesehen. Um aber diese unsere Schuldigkeit 
					recht zu erfüllen, müssten wir Gott erkennen in Seiner 
					ganzen Würde und Größe. Das ist aber keinem erschaffenen 
					Wesen möglich, selbst den höchsten Engeln nicht, darum 
					können auch alle Geschöpfe miteinander Gott niemals würdig 
					loben. Die Menschheit Christi allein erkennt wegen ihrer 
					persönlichen Vereinigung mit der Gottheit vollkommen, wie 
					unendlich groß die Gottheit und wie unendlich würdig sie 
					ist, gelobt zu werden. Deshalb lobt und preist die 
					Menschheit Christi die Gottheit an allen Orten. 
					Dies tut Christus vor allem auf dem Altare unter der 
					Heiligen Messe in allein angemessener und würdiger Weise, 
					weil Er dort Seiner Menschheit nach gegenwärtig ist und in 
					dieser das köstliche Lobopfer zur höchsten Verherrlichung 
					Gottes darbringt. Nun beachte wohl: Das Lob, welches 
					Christus aus dem Altare der Gottheit gibt, opfert er Ihr 
					vorzüglich im Namen derer, welche bei der Heiligen Messe 
					zugegen sind, und erstattet dadurch, was diesen im Lobe 
					Gottes nicht möglich ist. Ja Er schenkt ihnen dieses Sein 
					Lob Gottes, auf dass sie es der Gottheit als ihr eigenes 
					aufopfern und so ihre hohe Schuldigkeit vollkommen erfüllen 
					können. Wenn nun ein Mensch dies tut und in seinem Herzen 
					spricht: „Mein Gott, ich opfere Dir auf dasjenige Lob, 
					welches Dein Sohn Dir auf diesem Altare gibt…,“ so opfert 
					ein solcher dem allmächtigen Gott höheres Lob, als Ihm je 
					alle Engel und Heiligen zu geben imstande sind; denn diese 
					opfern Ihm nur ein endliches und darum unvollkommenes Lob, 
					der Mensch aber, der die Heilige Messe anhört, opfert Ihm 
					kein endliches oder unvollkommenes, sondern ein göttliches 
					und unendliches Lob. Alles, 
					dass wir unsere Pflicht und Schuldigkeit im Lobe 
					Gottes auch erfüllen mögen, wozu er uns erschaffen und durch 
					den wahren Glauben noch mehr berufen hat, "in welchem wir 
					zur Erbschaft berufen sind, damit wir zum Lobe seiner 
					Herrlichkeit dienten." (Eph. 1, 11f.) Solche Opfer verlangt 
					Gott, wie er im 49. Psalm hat sagen lassen: "Opfere Gott ein 
					Opfer des Lobes" und "ein Lobopfer wird mich ehren." (V 14 
					und 23.)  Wie 
					sehr Gott im Himmel nach diesem Lobe, welches sein 
					eingeborener Sohn in der hl. Messe ihm darbringt, verlangt, 
					das kannst du aus der Stelle beim Propheten Malachias (1,11) 
					erkennen, wo Gott sagt, er habe kein Gefallen mehr an den 
					Opfern der Juden, "denn vom Aufgange der Sonne bis zum 
					Untergange wird mein Name groß werden unter den Völkern, und 
					an allen Orten wird meinem Namen geopfert und ein reines 
					Opfer dargebracht werden; denn groß wird mein Name werden 
					unter den Völkern spricht der Herr der Heerscharen."
					
					12. Damit aber dein Glaube sich nicht bloß auf meine Worte 
					stütze, will ich dir einige Zeugnisse frommer und gelehrter 
					Männer hierfür anführen. Pater Johannes de Angelis, ein 
					hocherleuchteter Priester, schreibt von der Heiligen Messe: 
					„Wenn ich über die hohen Geheimnisse der Heiligen Messe 
					nachdenke, so scheint mir das Lob, die Verherrlichung und 
					die Wonne, welche Gott der Vater unter der Heiligen Messe 
					durch die Aufopferung Seines Sohnes empfängt, so 
					vortrefflich zu sein, dass im Vergleiche hierzu alle Chöre 
					der Engel und alle Scharen der Heiligen Ihm gleichsam kein 
					Lob bereiten. Denn die Werke der Kreaturen, obwohl sie edel 
					und vortrefflich sind, tragen nicht bei zu den Werken des 
					Erschaffers. Wiewohl die Engel und Heiligen Gott höchst 
					vortreffliche Dienste leisten und auf würdige Weise Sein Lob 
					singen, so ist doch dasselbe gleichsam für nicht zu achten 
					gegen jenes Lob, welches der allerheiligsten Dreifaltigkeit 
					aus der Heiligen Messe erwächst. Denn da die Priester (wie 
					auch die Messehörenden) dem Ewigen Vater Seinen 
					menschgewordenen Sohn und dessen Lob aufopfern, so opfern 
					sie Ihm einen Gott und folglich unendliches Lob, Ehre und 
					Dank.“ Das sind denkwürdige Worte eines frommen und 
					gelehrten Priesters, welche uns deutlich zeigen, dass der 
					allmächtige Gott größeres Lob von der Menschheit Christi 
					unter der Heiligen Messe als von allen Geschöpfen des 
					Himmels und der Erde empfange. Dass auch die Himmel unter 
					der Heiligen Messe Gott loben, finden wir in der Legende der 
					Heiligen Jungfrau Osanne, in welcher geschrieben steht, 
					dass, als der Satan einmal in einem betreffenden Weibe 
					beschworen und befragt wurde, was für eine Gewalt die 
					Priester hätten, er geantwortet habe: „Groß, ja sehr groß 
					ist das Ansehen  
					oder die Gewalt eines Priesters; denn wenn er an dem Altar 
					Brot und Wein verwandelt, so öffnen sich die Himmel, und der 
					ganze himmlische Hofstaat steigt herab.“ Die Wahrheit dieses 
					Ausspruches lesen wir auch ausdrücklich in den wahren von 
					der Kirche gutgeheißenen Offenbarungen der hl. Brigitta: 
					"Als einst ein Priester bei der hl. Messe zur Wandlung kam, 
					da schien es mir, als wenn Sonne und Mond mit allen Sternen 
					und Planeten, ja, der ganze Himmel mit all seinen Kräften 
					mit den wundervollsten Stimmen sängen. Zu diesen kam eine 
					unzählbare Menge himmlischer Sänger, deren herrliche Musik 
					zu begreifen oder gar zu beschreiben unmöglich ist. Die 
					Chöre der Engel schauten den Priester an und neigten sich 
					vor ihm mit aller Ehrerbietung. Die Teufel aber erzitterten 
					voll Angst und flohen voller Schrecken davon. Sobald die 
					Wandlungsworte über das Brot gesprochen waren, da ward die 
					Hostie wie in ein lebendiges Lämmlein verwandelt, das aber 
					ein menschliches Angesicht hatte, und alle Engel beteten es 
					an und dienten ihm. Es waren ihrer so viele wie Stäublein in 
					den Strahlen der Sonne, und es war auch eine so große Menge 
					heiliger Seelen gegenwärtig, dass ich ihre Scharen nach 
					ihrer Ausdehnung in Höhe, Breite und Tiefe nicht übersehen 
					konnte. Sie alle priesen zugleich mit den Engeln Gott und 
					erwiesen dem Lamme ihre Ehre."
					
					13. Welch große Menge der Engel und Heiligen ist also bei 
					der hl. Messe gegenwärtig, was für einen herrlichen 
					Lobgesang singen alle diese dem allmächtigen Gott, und Sonne 
					und Mond samt den Sternen und Himmeln stimmen darin ein! 
					Inmitten dieser Engel und Heiligen stehest du, o andächtige 
					Seele, wenn du bei der hl. Messe bist, und hilfst ihnen, 
					deinen Gott zu loben und zu preisen. So erwäge denn bei dir, 
					was für ein großes und vortreffliches Lob dem allmächtigen 
					Gott durch das hochwürdigste Messopfer gegeben wird; zuerst 
					das Lob des Sohnes Gottes, welches dasjenige aller Geschöpfe 
					bei weitem übertrifft; dann aber das Lob der Engel und 
					Heiligen und schließlich auch dein Lob und das der frommen 
					Seelen, die zur hl. Messe hingeeilt sind.
					
					14. Daraus erklärt sich nun, dass die Allerheiligste 
					Dreifaltigkeit durch jede hl. Messe unendlich Liebe, Lob und 
					Ehre empfängt, und wie ihr das Lob, das ihr von uns aus 
					fehlt, so reichlich erstattet wird, ja, noch mehr wie all 
					die Schmach und Lästerung, welche täglich Gott angetan wird, 
					durch die hl. Messe gesühnt wird. Wenn das nicht wäre, so 
					wäre es gar nicht möglich, dass die Welt noch stünde, in 
					welcher und von welcher der allmächtige Gott täglich so 
					grausam und so vieltausendmal gelästert wird. Wie sehr ihm 
					diese Lästerungen missfallen, sagt er uns durch den 
					Propheten Isaias (52, 5): "Was soll ich denn hier tun, 
					spricht der Herr—immer den ganzen Tag wird mein Name 
					gelästert!" Als wollte er sagen: Was soll ich mich länger um 
					die Welt kümmern, in welcher ich unaufhörlich geschändet, 
					gelästert und vermaledeit werde. Ich will deswegen von der 
					Welt weggehen und sie der Gewalt des Satans überlassen. Ja, 
					ich will sie zerstören und ihre Gotteslästerer in die Hölle 
					hinabstürzen. - Gewiss hätte Gott reichlich Grund und 
					Ursache dazu, da es ja gewiss ist, dass eine einzige 
					Todsünde oder Gotteslästerung Grund genug wäre, die ganze 
					Welt zu vertilgen. Warum tut denn der gerechte Gott dies 
					nicht? Was hält ihn davon ab? Ich meine, dass das 
					allerhochwürdigste Messopfer vor allen Dingen am meisten 
					dies Übel verhindert. Denn wiewohl die göttliche Majestät 
					von den Gottlosen unaufhörlich gelästert wird, so wird eben 
					diese göttliche Majestät von den Priestern unaufhörlich 
					durch Aufopferung so vieler tausend täglicher Messen 
					gepriesen und von Christus selbst nach aller Würdigkeit 
					gebenedeit. Dieses Lob Christi und der Priester übertrifft 
					bei weitem alle Lästerungen der Bosheit und leistet Sühne 
					für die Schmach, welche Gott von den Lästerern zugefügt 
					wird.
					
					Haben wir denn also nicht allen Grund, ja, sind wir nicht 
					verpflichtet, Christo von Herzen zu danken, dass er uns aus 
					lauter Güte die hl. Messe eingesetzt hat, durch welche die 
					Welt in ihrem Bestande erhalten wird, durch welche die 
					Gotteslästerer vor der Verdammnis zur Hölle bewahrt werden, 
					durch welche unsere Versäumnisse im Lobe Gottes ersetzt 
					werden und der unendliche Gott aufs allerwürdigste gelobt, 
					gepriesen und geehrt wird?
Gebet: Ewig und unendlich sei dir, o allergütigster Jesu, Lob und Dank gesagt von mir und allen katholischen Christen, ja, von allen Geschöpfen des Himmels und der ganzen Erde, wegen der unvergleichlichen Wohltat, die du uns durch die Einsetzung des hl. Messopfers erwiesen hast und täglich und stündlich von neuem erweisest. Wie könnten wir dieselbe besser vergelten als durch fleißiges und andächtiges Anhören derselben und durch Aufopferung des Lobes, welches du darin dem himmlischen Vater gibst und darbringst. Wollte Gott, ich könnte alle Menschen zum fleißigen Besuch der hl. Messe antreiben und ihnen den Geist der Andacht eingießen. Was ich nicht kann das ersetze du, o Heiland, und gieße mir und allen Gläubigen den Geist der Andacht ins Herz, auf dass wir immer mehr in der Begierde, die hl. Messe zu hören, zunehmen und täglich dieselbe zum Lobe der Allerheiligsten Dreifaltigkeit aufopfern mögen. Amen.
					
					 
					
				
					
					    
				
				
 
  
