Die Erklärung des Heiligen 
Messopfers
von Pater Martin von Cochem

			1. Wiewohl die Vortrefflichkeit der 
			hl. Messe so groß ist, dass auch der höchste Engel sie nicht würdig 
			aussprechen kann, so will ich dennoch zur Erkenntnis dieses Wertes 
			einiges anführen. Der hl. Franz v. Sales ziert in seiner "Philothea 
			oder Anleitung zu einem frommen Leben" die hl. Messe mit herrlichen 
			Ehrentiteln, indem er sagt: "Die hl. Messe ist die Sonne der 
			geistlichen Übungen, das Herz der Andacht, die Seele der 
			Frömmigkeit, die Flamme der göttlichen Liebe der Abgrund der 
			göttlichen Güte und ein köstliches Mittel, wodurch Gott seine Gnaden 
			uns zueignet". 0 was sind das für schöne Worte, was für herrliche 
			Ruhmestitel! Wie viel Zeit müsste einer haben, wenn er dieselben 
			nach ihrer ganzen Bedeutung erklären wollte! Der heilige Franz von 
			Sales will sagen: Will jemand recht fromm, recht andächtig und von 
			der Liebe Gottes entzündet werden, so höre er nur fleißig die hl. 
			Messe, und er hat schon das beste Mittel ergriffen, die göttlichen 
			Gnaden sich zu erwerben.     
			
				
			2. Der gelehrte Pater Osorius zieht 
			die hl. Messe allem übrigen in der Religion vor, indem er sagt: 
			"Unter allen Dingen, welche in der Kirche sind, ist das hl. 
			Messopfer das allerhöchste und allerkostbarste, weil das 
			Allerheiligste Altarsakrament darin konsekriert und Gott dem 
			Allerhöchsten zu einem hl. Opfer dargebracht wird." Mit ihm stimmt 
			überein Fornerus, Weihbischof von Bamberg, welcher sagt: "Die hl. 
			Messe übersteigt an Würde um viele Stufen die anderen hl. 
			Sakramente." Und an einer anderen Stelle: "Majestätisch sind zwar 
			die hl. Sakramente, aber weit majestätischer ist das hl. Messopfer; 
			jenes sind Gefäße der Barmherzigkeit für die Lebendigen, dieses aber 
			ist ein unerschöpfliches Meer der göttlichen Freigebigkeit für die 
			Lebendigen und Abgestorbenen." Merke, wie herrlich diese 
			Geisteslehrer das hl. Messopfer hervorheben. So wollen wir denn 
			sehen, aus was für Ursachen die Messe so vortrefflich sein mag.
				
			3. Erstens erkennt man die hohe 
			Vortrefflichkeit der hl. Messe aus der hochwürdigen Weihe oder 
			Konsekration der Kirche und Altäre. Wer jemals bei der Weihe einer 
			Kirche zugegen gewesen ist und verstanden hat, was für Gebete der 
			Bischof gesprochen und wie viel Zeremonien er gebraucht hat, der 
			wird sich gewiss zum höchsten erbaut und verwundert haben, wie 
			überaus herrlich und glorwürdig eine jede Kirche und jeder Altar 
			geweiht wird. Damit nun auch diejenigen, welche das noch niemals 
			gesehen haben, dies erkennen mögen, so will ich die Zeremonien hier 
			kurz beschreiben.
			
				
Von der Weihe der Kirchen
				
Am Tage vorher müssen sowohl der 
			Bischof wie auch die Gemeinde fasten, um durch Buße Gottes Segen 
			wirksam zu erflehen. Am Morgen des Weihetages selbst begibt sich der 
			Bischof mit den Geistlichen, von denen nur ein Diakon in der Kirche 
			zurückbleibt, an den Ort, wo die für den Hochaltar bestimmten 
			Reliquien aufbewahrt werden, und betet dort mit ihnen die sieben 
			Bußpsalmen. Darauf begeben sie sich vor die Kirche, deren Tür 
			geschlossen ist, der Bischof weiht Salz und Wasser, besprengt damit 
			sich und die Umstehenden, und dann geht er mit der Geistlichkeit und 
			dem Volk rechts um die Kirche herum und besprengt die Mauern 
			derselben nach oben, fortwährend sprechend: "Im Namen des Vaters und 
			des Sohnes und des Heiligen Geistes." Ebenso geht er ein zweites Mal 
			um die Kirche und besprengt die Mauern nach unten; beim dritten Mal 
			geht er links herum und besprengt die Mauern in der Mitte. Sooft er 
			dabei am verschlossenen Hauptportal der Kirche anlangt, spricht er 
			ein Gebet, stößt mit dem Bischofsstabe an die Tür und spricht: 
			"Öffnet euch, ihr ewigen Tore, und es wird einziehen der König der 
			Herrlichkeit," Aus dem Inneren der Kirche fragt dann ein Diakon: 
			"Wer ist dieser König der Herrlichkeit?" Der Bischof antwortet das 
			erste und zweite Mal: "Der Herr, stark und mächtig; der Herr mächtig 
			im Kampfe." Das dritte Mal aber antwortet er mit der gesamten 
			Geistlichkeit: "Der Herr der Heerscharen, er ist der König der 
			Herrlichkeit“, und fügt hinzu: ,,Öffnet, öffnet, öffnet" Dann 
			zeichnet der Bischof mit dem Stabe das Kreuz auf die Türschwelle und 
			spricht: "Siehe das Zeichen des Kreuzes, fliehen sollen alle bösen 
			Geister." Dann tritt der Bischof mit der Geistlichkeit ein mit den 
			Worten: "Der Friede sei diesem Hause!"
				
			4. In der Mitte der Kirche kniet der 
			Bischof nieder und betet den Hymnus "Veni creator Spiritus - 0 komm 
			du Schöpfer, Heiliger Geist." Darauf folgt die Allerheiligenlitanei 
			und der Lobgesang des Zacharias, während dessen der Bischof mit dem 
			Hirtenstab auf den in Kreuzesform mit Asche bestreuten Boden die 
			Buchstaben des lateinischen und griechischen Alphabets schreibt. Vor 
			dem Hochaltar kniend, spricht er nunmehr dreimal: "Deus in 
			adjutorium meum intende," weihet dann mit vielen Kreuzzeichen Wasser 
			mit Salz, Wein und Asche und fängt an, den Altar zu weihen, indem er 
			mit dem so geweihten Wasser je ein Kreuz in die Mitte des Altars und 
			an seine vier Ecken zeichnet. Vom Altar aus geht der Bischof dreimal 
			durch die Kirche und besprengt zuerst die Wände von unten nach oben, 
			dann den Boden und endlich von der Mitte aus nach den vier 
			Himmelsgegenden das Ganze der Kirche. Schließlich bereitet er mit 
			diesem Wasser Mörtel, mit welchem nachher die Reliquien in den Altar 
			eingemauert werden sollen.
				
			5. Die Reliquien werden nun aus der 
			Kapelle geholt, wo sie die Nacht vorher aufbewahrt wurden, und in 
			feierlicher Prozession zuerst um die Kirche herum und dann in 
			dieselbe hineingetragen. An der Kirchtüre hält der Bischof eine 
			Ansprache an die Gläubigen, verliest bestimmte kirchliche 
			Vorschriften und salbt die Kirchentür von außen mit Chrisam. Dann 
			salbt er das Altargrab mit Chrisam, legt die Reliquien hinein und 
			verschließt dasselbe mit einem geweihten Stein und genanntem Mörtel. 
			Darauf inzensiert der Bischof den Altar von allen Seiten und gibt 
			das Rauchfass einem Priester, der nun fortwährend räuchernd um den 
			Altar gehen muss, bis der Bischof die Altarplatte zunächst in der 
			Mitte und an den vier Ecken und dann über die ganze Oberfläche mit 
			heiligem Öle gesalbt hat. Nachdem dann noch die Wände der Kirche an 
			zwölf mit den sogenannten Apostelkreuzen bezeichneten Stellen 
			gesalbt und inzensiert sind, kehrt der Bischof nochmals zum Altare 
			zurück und zündet gesegneten Weihrauch auf demselben an. Die nun 
			folgenden Gebete, Antiphonen und eine herrliche Präfation sprechen 
			davon wie der Altar jetzt bereitet sei, dass Christus auf ihn 
			herabsteigen und in der Kirche seine Wohnung nehmen könne. Dann 
			salbt der Bischof noch den unteren Teil des Altares, und schließlich 
			wird feierlich die hl. Messe gehalten.
			Alle, welche einer solchen 
			Kirchweihe beiwohnen, können sich nicht genug wundern über die 
			vielfältigen Zeremonien, Salbungen, Weihungen und Gebete. Warum aber 
			dieses alles? Warum verwendet man so viele Mühe, Zeit und Unkosten 
			zur Einweihung einer Kirche? Einzig um dieser wichtigen Ursache 
			willen, damit die Kirche würdig werde, dass in ihr das heiligste 
			Messopfer gefeiert und der Altar geheiligt werde, um das 
			allerreinste und allerheiligste Lamm Gottes geistigerweise auf ihm 
			schlachten zu können.
				
6. Aus alledem erkennt ein guter 
			Christ, wie hochheilig unsere Kirchen und Altäre sind und in was für 
			großen Ehren sie gehalten werden sollen. Der Tempel Salomons war nur 
			ein Schatten und Vorbild unserer Kirchen, dennoch wurde er von Juden 
			und Heiden hoch in Ehren gehalten. Wie viel mehr sollen denn also 
			unsere so gar heilig konsekrierten Kirchen geehrt werden! Von der 
			Weihe des Salomonischen Tempels meldet das dritte Buch der Könige, 
			dass der König Salomon zweiundzwanzigtausend Ochsen und 
			hundertzwanzigtausend Widder geopfert habe, welche allesamt von den 
			Priestern geschlachtet, gereinigt und stückweise zum Opfern 
			niedergelegt wurden. Während nun Salomon laut betete, siehe, da fiel 
			Feuer vom Himmel herab und verzehrte die Schlachtopfer. Der ganze 
			Tempel ward mit Nebel und Rauch erfüllt, und die Majestät Gottes 
			erschien in ihm. Alles Volk sah das Feuer und die Herrlichkeit 
			Gottes, fiel vor Schrecken auf das Angesicht und betete Gott von 
			Herzen an. Salomon aber warf sich vor aller Augen auf die Knie 
			nieder und betete mit lauter Stimme: "Sollte man es glauben, dass 
			Gott wahrhaft wohne auf Erden? Denn wenn der Himmel und die Himmel 
			der Himmel dich nicht fassen können, wie viel weniger dieses Haus, 
			das ich erbaut habe!" (3. Kön. 8, 27.)
				
			7. Wer verwundert sich nicht 
			darüber, und wer kann die Würde des Tempels genug begreifen? Und 
			doch war er nur ein Vorbild, ja ein Schatten unserer christlichen 
			Kirchen. Sein Heiligstes war die Bundeslade, die einst die zwei 
			Gesetzestafeln, ein Gefäß mit Manna und den blühenden Stab Aarons 
			enthielt. Die jüdischen Opfer waren Tiere, Brot, Wein, Kuchen u. 
			dgl. Unsere Kirchen aber werden unvergleichlich heiliger vom Bischof 
			geweiht, mit heiligem Öl gesalbt, mit geweihtem Wasser besprengt, 
			mit gesegnetem Weihrauch inzensiert, durch zahlreiche Kreuzzeichen 
			und zuletzt durch die Feier der hl. Messe geheiligt. Anstatt der 
			Bundeslade haben wir den Tabernakel, in welchem das wahre Manna, das 
			Allerheiligste Sakrament, aufbewahrt wird. Wenn denn der Tempel 
			Salomons billigermaßen in Ehren gehalten wurde, wie viel mehr sind 
			dann unsere konsekrierten Kirchen, in welchen Gott persönlich wohnt, 
			in größten Ehren zu halten!
				
			8. Unsere Kirchen werden nicht bloß 
			genannt, sondern sind auch in Wahrheit ein Haus Gottes, in welchem 
			Gott persönlich wohnt und allezeit anzutreffen ist. Stets hat er 
			Tausende von Engeln bei sich, die ihm dienen, ihn anbeten, ihn loben 
			und ehren und ihm unser Gebet vortragen. Dies wurde vorbedeutet 
			durch die Erscheinung der Himmelsleiter, welche der Patriarch Jakob 
			nachts im Traume sah. Als er aufwachte, sprach er: "Wie furchtbar 
			ist dieser Ort! Hier ist nichts anderes als das Haus Gottes und die 
			Pforte des Himmels" (Gen. 28, 17). Den Stein, auf welchem er mit dem 
			Kopfe gelegen hatte, salbte er mit Öl und richtete ihn auf zu einem 
			Altare, und als er zurückkam, opferte er Gott auf diesem Steine. Das 
			ist ein Vorbild der christlichen Kirchen gewesen, in denen der 
			Altarstein mit dem hl. Öl und Chrysam gesalbt wird, und von denen 
			man in Wahrheit sagen kann: "Wie furchtbar ist dieser Ort; hier ist 
			nichts anderes als das Haus Gottes und die Pforte des Himmels!" Da 
			steigen die Engel auf und ab und bringen unsere Gebete Gott dar. Von 
			unseren Kirchen hat Gott schon durch den Propheten Isaias sagen 
			lassen: "Ich will sie hinaufführen auf meinen heiligen Berg und sie 
			erfreuen in meinem Bethause; ihre Brandopfer und Schlachtopfer 
			sollen mir angenehm sein auf meinem Altare; denn mein Haus wird ein 
			Bethaus genannt werden für alle Völker" (Is. 56,7).
				
9. Weil also unsere Kirchen wirklich 
			Gotteshäuser sind, und weil Christus im hl. Sakrament persönlich 
			darin wohnt, umgeben von Tausenden von Engeln, so können wir die 
			Kirchen nie genug ehren und nie andächtig genug darin beten. Wenn 
			wir tiefen Glauben hätten, so würden wir mit größter Ehrfurcht die 
			geweihte Kirche, mit größter Ehrerbietung Christus im hl. Sakrament 
			anbeten und alle Engel, die zugegen sind, andächtig verehren. So 
			pflegte David es zu tun, da er sagt: "Vor dem Angesichte der Engel 
			will ich dir lobsingen, will anbeten zu deinem heiligen Tempel hin 
			und preisen deinen Namen" (Ps. 137, 1f.). Wer aber in der Kirche 
			oder gar unter dem Gottesdienst schätzt oder lacht, sündigt, begeht 
			eine furchtbare Verunehrung wider Gottes Majestät und wider sein 
			heiliges und hochgeweihtes Haus. Wenn du also in die Kirche gehst, 
			so nimm dir vor, kein unnötiges Wort zu reden oder anzuhören und 
			nicht vorwitzig umherzusehen, sondern andächtig zu beten, Gott zu 
			verehren, deine Sünden abzubüßen und bei Gott Barmherzigkeit zu 
			erlangen.
				
			10. Zweitens erkennt man die 
			Vortrefflichkeit der hl. Messe aus der hochheiligen Weihe der 
			Priester und geistlichen Diener. Früher musste jeder Geistliche 
			sieben Weihen empfangen, ehe er die Gewalt bekam, die hl. Messe zu 
			lesen. Durch die vier niederen Weihen wurden die Geistlichen nur 
			erst zum Kirchendienst angenommen und zum Dienste der Priester bei 
			der hl. Messe verordnet. Keiner von diesen durfte den Kelch oder die 
			Patene, auch nicht das Corporale oder das Purifikatorium mit der 
			bloßen Hand anrühren, sondern dazu mussten sie erst noch die erste 
			von den drei höheren Weihen, den Subdiakonat, empfangen. Ähnlich 
			durfte auch im Tempel niemand anders als nur die Leviten die hl. 
			Gefäße anrühren und reinigen. Auch fast alle zur hl. Messe 
			notwendigen Sachen werden besonders geweiht und sollen stets sauber 
			und heil und nicht von geringem Stoff sein, da sie zum Dienste 
			Gottes gebraucht werden und zum Teil die heiligen Gestalten 
			unmittelbar berühren. In diesem Stück sieht es in manchen Kirchen 
			gar nicht so gut aus, wie es doch eigentlich sein sollte.
				
			11. Die eigentliche Priesterweihe 
			aber geht folgendermaßen vor sich: Die zu Weihenden werden einzeln 
			aufgerufen und treten vor den Bischof in der Kleidung des Diakons, 
			wozu sie schon früher geweiht sind, also mit Schultertuch, Albe, 
			Gürtel, Manipel und Stola angetan. Der Bischof hält ihnen vor, was 
			für ein schweres und heiliges Amt sie auf sich nehmen wollen, und 
			fragt, oh sie dessen würdig seien. Wenn niemand etwas dagegen 
			einwendet, kniet der Bischof nieder und betet mit allen Anwesenden 
			über die auf ihrem Angesicht Liegenden die Allerheiligenlitanei. 
			Danach beginnt die eigentliche Weihe, zu welcher sich die zu 
			Weihenden paarweise vor dem Bischof niederknien. Erst legt der 
			Bischof allen die Hände auf, spricht dann mit ausgebreiteten Händen 
			ein langes Gebet über sie, legt jedem die Stola so um, wie sie der 
			Priester trägt, nämlich auf der Brust gekreuzt und danach das 
			aufgerollte Messgewand. Nachdem nun noch einmal die Hilfe des 
			Heiligen Geistes im Veni Creator angerufen ist, setzt sich der 
			Bischof vor den Altar und salbt einem jeden die Hände, zuerst 
			kreuzweise von einer Hand zur andern, den Daumen und Zeigefinger, 
			dann die ganze Handfläche und spricht dabei: "0 Herr, würdige dich, 
			diese Hände zu heiligen und zu weihen durch diese Salbung und 
			unseren Segen"; dann macht er das Kreuzzeichen darüber und fährt 
			fort: "Damit gesegnet sei, was sie segnen und geweiht, was sie 
			weihen und geheiligt im Namen unseres Herrn Jesu Christi". Die 
			gesalbten Hände werden mit einem weißen Tüchlein zusammengebunden, 
			dann reicht der Bischof jedem den Kelch mit Wein und Wasser sowie 
			die Patene mit der Hostie dar und spricht: "Empfange die Gewalt, dem 
			Herrn das Opfer darzubringen und die hl. Messe zu lesen sowohl für 
			die Lebendigen wie für die Verstorbenen. Im Namen des Herrn." Nun 
			waschen die Neugeweihten ihre Hände und bringen zusammen mit dem 
			Bischofe das heilige Opfer dar. Zur Opferung gehen die neuen 
			Priester mit einer brennenden Kerze, dem Sinnbild der Selbsthingabe, 
			zum Altar und übergeben sie in die Hand des Bischofs und dann lesen 
			sie zugleich mit ihm die Messe Wort für Wort. Bei der hl. Kommunion 
			empfangen sie den Leib des Herrn aus der Hand des Bischofs. Nachdem 
			so das Opfer dargebracht ist, bekommen sie noch die Gewalt, die 
			Sünden zu vergeben. Erst beten alle das apostolische 
			Glaubensbekenntnis, und dann legt der Bischof jedem beide Hände aufs 
			Haupt mit den Worten: "Empfange den Hl. Geist; welchen du die Sünden 
			vergibst, denen sind sie vergeben, und welchen du sie behältst, 
			denen sind sie behalten." Zuletzt verspricht noch jeder in die Hand 
			des Bischofs Gehorsam und wird dann von ihm gesegnet mit den Worten: 
			"Der Segen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes 
			komme auf dich herab, auf dass du gesegnet seiest in der 
			priesterlichen Weihe und Opfer der Versöhnung für die Sünden des 
			Volkes opferst dem allmächtigen Gotte."
				
			12. Das ist also die Form, in 
			welcher alle Priester der römisch-katholischen Kirche geweiht worden 
			sind. Warum aber nun wieder dieses alles? Warum muss ein Priester 
			sovielmal, mit so großer Mühe, unter so vielen Gebeten, Salbungen 
			und Zeremonien geweiht werden? Hauptsächlich darum, dass er genugsam 
			gereinigt, geheiligt und würdig gemacht werde, das allerreinste, 
			allerheiligste, allerhochwürdigste und allergöttlichste Opfer der 
			hl. Messe der furchtbaren Majestät Gottes aufzuopfern. Wenn du über 
			alles das ein wenig noch weiter nachdenkst, wirst du auch die hohe 
			Würde der Priester begreifen.
				
13. Drittens erkennt man die hohe 
			Vortrefflichkeit der hl. Messe aus den vielfältigen Sachen, die zu 
			einer jeden hl. Messe vonnöten sind, die will ich nacheinander hier 
			aufzählen. Zuerst der geweihte Priester, welcher die Person Christi 
			vertritt. Er tritt mit folgender Kleidung an den Altar:
			
			Und nun ist noch nicht alles 
			aufgezählt; es kommt noch hinzu der Wein, der reiner und 
			unverfälschter Traubenwein sein muss; die Hostie aus reinem 
			Weizenmehl; die Messkännchen mit dem Teller; das Lavabotüchlein, die 
			Schelle und schließlich die Ministranten. Alles das ist so 
			notwendig, dass ein Priester eine Sünde tun würde, wenn er außer 
			einem ganz besonderen Notfalle eines davon weglassen würde. Das 
			magst du an einer schönen Erzählung behalten.
				
14. Als die Mauren aus Afrika den 
			größten Teil Spaniens unter ihr Joch gebracht hatten, geschah es, 
			dass ein König, der viele Christen gefangen hielt, sich endlich 
			ihrer erbarmte, sie sämtlich aus dem Kerker kommen und sich 
			vorstellen ließ. Er fragte einen jeden, was für ein Handwerk oder 
			eine Kunst er verstünde, und erlaubte jedem, dasselbe zu üben. Unter 
			den gefangenen Christen war auch ein Priester, welcher auf die Frage 
			tiefernst antwortete: "Ich kann den allmächtigen Gott vom Himmel 
			herabrufen. Der König befahl dem Priester, alle notwendigen Dinge 
			aufzuschreiben, damit er dieselben von einem christlichen Orte 
			herholen könne. Als nun alles besorgt war und der Priester mit der 
			hl. Messe anfangen wollte, bemerkte er, dass er das Kruzifix 
			vergessen hatte. Da stand er nun in großer Verlegenheit, ob er die 
			hl. Messe lesen solle oder nicht. Unterdessen rief er die Hilfe 
			Gottes an, und siehe, es erschienen zwei Engel, glänzend wie die 
			Sonne, und brachten ein schönes hölzernes Kreuz, das sie auf den 
			Altar stellten, worauf sie dem Priester anzufangen befahlen. Der 
			König fiel auf sein Angesicht und blieb so lange betend liegen, bis 
			die Engel verschwunden waren. Er glaubte auch dem Priester und 
			anerkannte die Wahrheit der christlichen Religion. Diese Geschichte 
			habe ich deswegen erzählt, damit du erkennst, wie von den nötigen 
			Dingen keines fehlen darf, wenn ein Priester dieses Opfer rechtmäßig 
			verrichten will.
				
			15. Viertens erkennt man die 
			Vortrefflichkeit der hl. Messe an ihren andächtigen Zeremonien. Sie 
			alle haben ihre tiefe Bedeutung und dienen zur Erbauung und Andacht. 
			Deswegen hat der hl. Papst Pius V. aufs allerstrengste inkraft des 
			heiligen Gehorsams befohlen, dass jeder Priester nur auf diese Weise 
			Messe lesen darf, ohne das Geringste daran zu ändern. Der Priester 
			soll die hl. Messe deshalb auch nicht zu schnell lesen, damit er die 
			einzelnen Zeremonien recht und würdig vollziehen kann. Außerdem muss 
			er sich auf die hl. Messe vorbereiten und nach derselben die 
			Danksagung verrichten. Hieraus magst du nun erkennen, zu wie großem 
			Danke du dem Priester verpflichtet bist, welcher für dich eine 
			heilige Messe unter Beobachtung so vieler Zeremonien liest. Und wenn 
			es Sitte ist, ihm dafür auch eine Beihilfe für seinen 
			Lebensunterhalt zu gewähren, so wird das gewiss niemandem auffallen, 
			der das Wort des hl. Paulus kennt: "Wer dem Altar dient der soll 
			auch vom Altar leben."(l. Kor. 9, 13.)
				
			16. Die ganze Größe und Würde der 
			hl. Messe wird durch nichts besser erkannt, als wenn man bedenkt, 
			wer derjenige ist, der dieses Opfer darbringt. Wer meinst du wohl, 
			dass dieser sein möge? Der Priester, der Bischof, oder der Papst? 0 
			nein. Meinst du, dass es ein Heiliger sei, oder ein Engel, oder 
			Maria? Es ist niemand anders, als der Priester aller Priester, der 
			Bischof aller Bischöfe, der eingeborene Sohn des Vaters, Jesus 
			Christus, der vom Vater gesalbte Hohepriester, der ewige Priester 
			nach der Ordnung des Melchisedech. Dieser gibt dem allerhöchsten 
			Messopfer solch hohe Vortrefflichkeit, die alle Vortrefflichkeiten 
			übersteigt und das christliche Sakrifizium ganz göttlich macht.
			17. Dass Christus wirklich der 
			eigentliche Priester bei der hl. Messe ist, beweise ich aus dem hl. 
			Chrysostomus, welcher also spricht: "Was da vorgesetzt wird, sind 
			nicht die Werke menschlicher Kraft: der damals bei jenem Mahle 
			wirksam war, der wirkt das auch jetzt. Wir haben nur den Platz der 
			Diener inne, der aber die Gaben heiligt und verwandelt, ist Christus 
			selbst. Du nun, o Laie; wenn du den Priester opfern siehst, dann 
			glaube nicht, dass er als Priester dies tue, sondern die unsichtbar 
			ausgestreckte Hand Christi." Mit diesen Worten sagt der hl. 
			Chrysostornus klar, dass Christus selbst in eigener Person das 
			Wichtigste bei der heiligen Messe vollbringt, dass er nämlich vom 
			Himmel herabkommt, Brot und Wein in sein heiliges Fleisch und Blut 
			verwandelt, sich selbst Gott dem Vater für das Heil der Welt 
			aufopfert und als ein getreuer Mittler für das Wohl des Volkes 
			bittet, während die Priester nur die Diener Christi sind, ihm ihren 
			Mund, ihre Stimme und ihre Hände leihen, auf dass Christus durch 
			ihre Mithilfe dieses göttliche Opfer vollbringe.
				
			18. Wenn aber jemand dem heiligen 
			Chrysostomus vielleicht nicht glauben wollte, so will ich ihm ein 
			Beweis liefern, welchem er nicht widersprechen kann noch darf, 
			nämlich das Zeugnis der heiligen, katholischen Kirche, welche auf 
			dem Konzil von Trient sagt, das Kreuzopfer und das Messopfer sei ein 
			und dasselbe Opfer, "denn es ist ein und dieselbe Opfergabe, es 
			opfert jetzt ebenderselbe unter dem Dienste der Priester, der sich 
			damals am Kreuze selbst aufopferte; nur die Weise des Opfers ist 
			verschieden." (Sitzg. 22. Kap.2.) Siehe, mit diesen Worten lehrt uns 
			die Kirche und stellt uns zu glauben vor, dass die Priester nur 
			Diener Christi sind, und dass er sich selbst am Altare ebenso gut 
			und wirksam aufopfert, als er, am Kreuze hängend, sich aufgeopfert 
			hat. 0 welch hohe Ehre und große Gnade, o was für eine Wohltat ist 
			dies für uns, dass unser göttlicher Heiland sich würdigt, unser 
			Priester, unser Mittler und unser Fürsprecher zu sein und sich 
			selbst in eigener Person Gott dem Vater für uns darzustellen und 
			aufzuopfern!
				
			19. Höre auch, wie der heilige 
			Paulus dasselbe lehrt, indem er schreibt: "Auch geziemt es sich, 
			dass wir einen solchen hohen Priester hätten, der da wäre heilig, 
			schuldlos, unbefleckt, ausgeschieden von den Sündern und höher als 
			die Himmel geworden; der nicht jeden Tag nötig hat, wie die 
			Hohenpriester, zuerst für seine eigenen Sünden Opfer darzubringen, 
			dann für die des Volkes; denn dieses hat er einmal getan, da er sich 
			selbst aufopferte. Denn das Gesetz stellt Menschen zu Hohenpriestern 
			auf, die Schwachheiten haben; das Wort des Eides aber, das nach dem 
			Gesetze gekommen ist, den Sohn, den Vollkommenen in Ewigkeit." 
			(Hebr. 7, 26ff.) Sind dies nicht schöne Worte, mit welchen der 
			heilige Paulus uns vor Augen stellt, wie hoch der liebe Gott uns 
			geschätzt hat, da er uns keinen gebrechlichen, sündhaften Menschen, 
			sondern seinen eigenen und einzigen Sohn, welcher die Heiligkeit 
			selbst und voll aller Tugenden ist, zum Priester und Mittler 
			verordnet hat?
				
			20. Nun wollen wir denn erwägen, 
			warum Christus sein Opfer keinem Menschen als Priester hat 
			anvertrauen wollen. Die vornehmste Ursache war, weil dieses sein 
			Opfer ganz rein und unbefleckt sein musste, wie der Prophet 
			Malachias geweissagt hat mit den Worten: "An allen Orten wird meinem 
			Namen ein reines Opfer dargebracht werden" (Mal. 1,11), worüber die 
			Kirche sagt: "Das ist jenes reine Opfer, welches durch keine 
			Unwürdigkeit oder Bosheit der Opfernden kann befleckt werden." 
			(Konzil v.Trient, Sitzg. 22, Kap. 1.) Wenn die Priester die 
			eigentlich Opfernden waren, so würde ja ganz gewiss das Messopfer 
			oft genug befleckt und verunreinigt werden und man könnte jedesmal 
			in Zweifel geraten, ob Gott ein angenehmes Sakrifizium geopfert sei. 
			Deswegen hat Gott Vater gewollt, dass sein heiligster Sohn den Namen 
			und das Amt eines Priesters für sich selbst beibehalten solle laut 
			seinen eigenen Worten: "Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung 
			des Melchisedech." Die Priester sind die Diener bei diesem höchsten 
			Opfer. Wie nun ein Diener, wenn er von seinem Herrn einen Dukaten 
			empfangt, um ihn in einer Kirche zu opfern, dieses Opfer nicht 
			beflecken könnte, selbst wenn er sich dabei im Stande der Todsünde 
			befände, ebenso können auch die Priester das hochwürdige Messopfer, 
			welches sie im Namen Christi aufopfern, weder beflecken noch 
			verunreinigen.
				
			21. Warum hat dann aber Christus 
			keinem Engel oder Heiligen, oder seiner reinsten Mutter dies 
			anvertrauen wollen? Die sind doch ganz heilig und voller Gnaden und 
			würden dies reinste Opfer keineswegs verunreinigt, sondern auf die 
			allervortrefflichste Weise dargebracht haben! Ja, 0 mein Gott, wie 
			heilig und andächtig würde die heilige Messe sein, welche ein Cherub 
			oder der heiligste Seraph lesen würde! 0, was für eine herzliche 
			Freude und Andacht würden diejenigen haben, die einer solchen 
			heiligen Messe beiwohnen und mit eigenen Augen sehen könnten, wie 
			ein solcher Seraph so andächtig, so ehrerbietig und so aufmerksam 
			die heilige Messe lesen würde! Gewiss würden ihre Herzen vor lauter 
			Andacht überfließen und mit göttlicher Liebe entzündet werden. Wenn 
			nun dies bei der heiligen Messe eines Seraphs geschehen sollte, was 
			würde dann geschehen, wenn die Mutter Gottes selbst ihren lieben 
			Sohn auf dem Altare aufopferte? Sie hat ja der heiligen Mechtildis 
			geoffenbart: "Ich habe meinen Sohn am Lichtmesstage mit so großer 
			Andacht und Dankbarkeit Gott dem Vater aufgeopfert, dass, wenn die 
			Andacht aller Heiligen in eines Menschen Herz eingegossen würde, sie 
			dennoch mit meiner Andacht nicht verglichen werden könnte." Wenn nun 
			Maria dies getan, als sie noch auf Erden Iebte, was würde sie nicht 
			jetzt tun, da sie im Himmel wohnt und mit Tugenden und göttlichen 
			Gnaden ganz überfüllt ist? 0 wie kräftig, o wie andächtig, o wie 
			unergründlich heilig würde dasjenige Messopfer sein, welches die 
			glorwürdigste Mutter Gottes dem allerhöchsten Gott darbringen 
			möchte. Wiewohl nun ein solches Messopfer eines großen Heiligen, 
			eines hohen Seraphs oder der allerseligsten Jungfrau überaus heilig 
			sein würde, so wäre es dennoch dem unendlich heiligen Gott noch 
			nicht heilig genug, weil ihm ein solches Opfer gebührt, das seiner 
			unendlichen, göttlichen Majestät ähnlich und gleichförmig ist. 
			Deswegen hat Christus das allerheiligste Messopfer keinem Engel, 
			noch einem Heiligen, viel weniger einem sündigen Menschen 
			anvertrauen wollen und können, sondern sich selbst vorbehalten, auf 
			dass er täglich seinem mächtigsten Vater zum Heil seiner lieben 
			Gläubigen ein entsprechendes Opfer darbringen und dasselbe auf so 
			unendliche, hohe und unbegreiflich kräftige Weise aufopfern könne, 
			dass die Allerheiligste Dreifaltigkeit ein unendliches Wohlgefallen 
			daran haben muss.
				
			22. Hieraus folgt nun, dass jede hl. 
			Messe einen unergründlichen Wert hat, weil sie von Christus selbst 
			mit solcher Andacht und Ehrerbietung aufgeopfert wird, dass dieses 
			allen Verstand der Engel und Menschen übersteigt. Das hat Christus 
			mit folgenden Worten der hl. Mechtildis geoffenbart: "Ich allein 
			weiß und verstehe vollkommen, wie ich mich täglich auf dem Altare 
			für das Wohl der Gläubigen aufopfere was weder Cherubim noch 
			Seraphin noch die himmlischen Kräfte völlig begreifen können." 0 
			mein Gott, wie vortrefflich und unschätzbar muss dann diese 
			Aufopferung Christi in der hl. Messe sein, dass auch die heiligsten 
			Engel sie nicht ergründen können! 0 mein liebster Jesus, wie 
			unerforschlich muss dann diese deine Aufopferung sein, weil du 
			selbst bezeugst, dass nur du allein mit deinem göttlichen Verstande 
			sie erfassest! 0 wie glückselig muss dann jeder sein, der der hl. 
			Messe beiwohnt und dadurch verdient, dass du diese unergründliche, 
			allerkräftigste und allerheilsamste Aufopferung für ihn verrichtest!
				
23. Beherzige doch diese Worte, 
			geliebter Leser, und erwäge tief bei dir, wie viel dir das 
			Messehören nützt und einbringt, da in ihr Jesus Christus selbst sich 
			für dich aufopfert, sich als Mittler zwischen die göttliche 
			Gerechtigkeit und deine unendliche Ungerechtigkeit hinstellt und die 
			gerechte Strafe, so du mit deinen Sünden täglich verschuldest, 
			entweder ganz abwendet oder zum wenigsten aufhält. Wenn du das 
			richtig erkenntest, wie sehr würdest du dann die hl. Messe lieben, 
			wie herzlich danach verlangen, wie andächtig würdest du sie hören, 
			wie ungern würdest du dich davon abhalten lassen! Ja, du würdest 
			lieber an deinen zeitlichen Gütern Schaden leiden, als durch 
			Versäumung der so heilsamen Messe deiner Seele so großen Schaden 
			zufügen. So haben es die ersten Christen getan, welche das 
			Messehören so herzlich liebten, dass sie lieber ihr Leben lassen als 
			die hl. Messe versäumen wollten. Woher kam denn dieser Eifer? Weil 
			sie den hohen Wert der hl. Messe erkannten und ihrer Früchte gern 
			teilhaftig werden wollten. Dies sollen wir von ihnen lernen und, 
			durch ihr Beispiel aufgemuntert, neue Lust und Liebe zur hl. Messe 
			schöpfen.
				
			24. Obwohl von den Vorzügen der hl. 
			Messe nun schon viel gesagt ist, so bleibt dennoch etwas Großes 
			übrig, nämlich die Kostbarkeit der Opfergabe, welche der 
			allerheiligsten Dreifaltigkeit in der hl. Messe dargebracht wird. 
			Der hl. Paulus schreibt an die Hebräer (8.3): 'Ein jeder 
			Hoherpriester wird aufgestellt zur Darbringung von Gaben und Opfern; 
			deshalb ist es notwendig, dass auch dieser (nämlich Christus) etwas 
			habe, das er darbringe." St. Paulus setzt nicht hinzu, was denn 
			Christus darzubringen habe, und so entsteht nun die Frage, was für 
			ein Opfer Christus dem himmlischen Vater in seinem Priesteramte 
			aufopfert. Es darf das gewiss nichts Geringes, sondern muss schon 
			eine kostbare Gabe sein, würdig des Herrn, dem sie aufgeopfert wird. 
			Denn je grösser und höher der Herr ist, umso grösser und wertvoller 
			muss auch die Gabe sein. Würde jemand einem Könige oder Kaiser eine 
			Handvoll Bohnen verehren wollen, so würde er schlechten Dank 
			verdienen, ja noch Spott genug davontragen. Nun aber ist der 
			allmächtige Gott ein Herr von so großer Majestät und Würde, dass 
			Himmel und Erde gegen ihn weniger sind als eine Handvoll Bohnen 
			gegen den Kaiser. Höre was der weise Mann von ihm sagt: "Wie ein 
			Stäubchen an der Waage, also ist der Erdkreis vor dir, wie ein 
			Tropfen des Morgentaues, der auf die Erde herabfällt." (Weish. 11, 
			23.) Wenn also die ganze Welt nur wie ein Tröpflein Tau gegen Gott 
			zu rechnen ist, was will man denn in der ganzen weiten Welt finden, 
			das würdig wäre, ihm als Gabe angeboten zu werden? Was will dann 
			Christus außer Gott finden in dem ganzen Himmel, das er der 
			hochheiligen Dreifaltigkeit zu einem würdigen und wohlgefälligen 
			Opfer verehren könne?
				
			25. So höre denn und staune! Etwas 
			gab es, aber auch nur ein einziges im ganzen Himmel und auf der 
			ganzen Erde, was eine würdige Opfergabe für den unendlichen Gott 
			sein könnte, nämlich Christi eigene, allerheiligste, unbefleckte, 
			hochgebendeite Menschheit, d. h. sein allerheiligster Leib, sein 
			rosenfarbenes Blut und seine gebenedeite Seele. Diese seine heilige 
			Menschheit ist das Vortrefflichste und Allerwunderbarste, was die 
			allmächtige Hand Gottes erschaffen hat. Das hat einmal die Mutter 
			Gottes der hl. Brigitta offenbart mit den Worten: "Die Menschheit 
			Christi ist das Allerkostbarste, was jemals gewesen und noch 
			wirklich ist." Denn die allerfreigebigste Hand Gottes hat der 
			menschlichen Natur Christi so viele und große Gnaden, Reichtümer, 
			Tugenden, Heiligkeit, Weisheit, Vorzüge und Freiheit eingegossen, 
			dass er ihr nicht noch mehr mitteilen konnte. Nicht zwar, als ob 
			Gott nicht noch Größeres gehabt hätte, sondern weil die menschliche 
			Natur Größeres nicht mehr aufnehmen konnte. Wiewohl also Maria von 
			unsagbarer Schönheit, Heiligkeit und Hoheit ist, so verschwindet sie 
			doch gegen die Menschheit Christi wie eine brennende Fackel gegen 
			die hell leuchtende Sonne. Dieser menschlichen Natur Christi sind 
			alle Engel und Heiligen im Himmel und alle Menschen auf Erden nächst 
			Gott die höchste Ehre schuldig wegen der hohen Gnaden und Tugenden, 
			welche ihm als dem Haupte der Menschheit in so hohem Grade 
			eingegossen worden sind wie keinem anderen geschaffenen Wesen.
				
			26. Bei der Erschaffung der Engel 
			hat Gott in seiner Freigebigkeit ihnen unschätzbar und unzählbar 
			viel Heiligkeit, Vollkommenheiten und Vorzüge verliehen; er hat auch 
			vielen frommen Menschen manche große Gnaden, Tugenden und Heiligkeit 
			aus lauter Güte mitgeteilt; über alle aber hat er der allerseligsten 
			Jungfrau Maria sowohl bei ihrer Erschaffung wie nachher in ihrem 
			heiligen Leben viele unbegreifliche Gnaden Privilegien und 
			Vollkommenheiten verehrt und geschenkt. Und nun zähle all dieses 
			zusammen, so viel hat der Heilige Geist der menschlichen Natur 
			Christi bei der Erschaffung mitgeteilt, nein, noch viel mehr denn 
			über dieses hinaus noch viele andere gleichsam unendliche Gnaden, 
			Reichtümer und himmlische Schätze. Nun urteile selbst, wie 
			unbegreiflich edel, schön, liebenswürdig, verständig und glorwürdig 
			die heilige Menschheit Christi sein mag, da sie ein unendliches Meer 
			aller Vollkommenheiten in sich begreift.
				
			27. Diese allerkostbarste und 
			allerhochwürdigste Menschheit Christi ist also das einzig teuere 
			Opfer, welches der höchste Bischof unserer Seelen, der eingeborene 
			Sohn Gottes, der allerheiligsten Dreifaltigkeit täglich in allen hl. 
			Messen aufopfert. Mit ihr zugleich opfert er alles dasjenige, was 
			diese heiligste Menschheit in den dreiunddreißig Jahren seines 
			Wandels hier auf Erden zu größerer Ehre des dreifaltigen Gottes in 
			herzlicher Liebe getan und mit bitteren Schmerzen gelitten hat, 
			nämlich all sein Fasten, Wachen, Beten, Reisen, seine Bußwerke, 
			Predigten und Abtötungen all seine Verfolgungen, seine Verachtung 
			und Verspottung, seine Schmerzen, Geißelstreiche, seine 
			Dornenkrönung und Annagelung, seine Wunden, Peinen und Qualen, all 
			seine Tränen und Schweißtropfen, seinen Blutesschweiß, das Wasser 
			seiner Seite und sein kostbares Blut. Dieses alles stellt Christus 
			in jeder Messe der hl. Dreifaltigkeit vor Augen und opfert es auf 
			ebenso kräftige und annehmbare Weise, wie er es in seinem heiligen 
			Leben und Leiden getan hat.
				
			28. Und nun kommt als Hauptsache 
			noch dazu, dass Christus diese seine hl. Menschheit nicht allein 
			aufopfert, sondern in innigster Vereinigung mit seiner göttlichen 
			Natur. Denn obwohl im hl. Messopfer nicht eigentlich die Gottheit, 
			sondern die Menschheit Christi der heiligsten Dreifaltigkeit 
			aufgeopfert wird, so doch in der Vollkommenheit, welche sie durch 
			die persönliche Vereinigung mit der Gottheit empfangen hat. Durch 
			diese Vereinigung ist die menschliche Natur Christi vergöttlicht, 
			mit unendlichen, göttlichen Schätzen bereichert und von unendlichem 
			Wert und unendlicher Würde geworden. Daraus kannst du nun schließen, 
			was für ein überaus kostbares Opfer unser Heiland in jeder hl. Messe 
			dem himmlischen Vater darbringt.
				
			29. Zuletzt ist auch noch wohl zu 
			erwägen, dass Christus seine Menschheit nicht aufopfert in der 
			Gestalt in welcher sie im Himmel ist, sondern in der Gestalt, wie 
			sie auf dem Altare gegenwärtig wird. Denn im Himmel ist die 
			Menschheit Christi so glorwürdig und majestätisch, dass auch die hl. 
			Engel davor erzittern. Auf dem Altare aber ist sie so demütig und 
			erniedrigt dass ebendieselben hl. Engel sich gar nicht genug darüber 
			verwundern können. Denn hier ist diese göttliche Menschheit unter 
			der Gestalt der hl. Hostie verborgen, wie mit dem ärmsten Gewand 
			umkleidet, ja wie in einem engen Gefängnis verschlossen. Denn diese 
			Gestalten umgeben den Leib Christi und halten ihn so eingeschossen, 
			dass keine Gewalt ihn davon wieder trennen kann, solange die 
			Gestalten währen. Der unsterbliche Leib Christi erscheint auf dem 
			Altar nicht größer, als die Gestalt der hl. Hostie ist, ja, wie das 
			kleinste Teilchen, das von der größeren Hostie abfällt, weil er in 
			jedem Teile der konsekrierten Hostie ganz zugegen ist. Weder in 
			solchen kleinen Stücklein noch in der großen Hostie kann er seine 
			Hände und Füße bewegen oder ein äußerliches Werk tun, nein, wie in 
			einem Gefängnis liegt er da, all seiner Macht und Kräfte gleichsam 
			beraubt.
				
			30. Was mag der dreifaltige Gott 
			sagen, wenn er diese glorwürdigste Menschheit Christi in solch 
			demütiger Gestalt anschaut und gleichsam wie ein verächtliches 
			Würmlein vor seinen Füßen liegend erblickt! 0, was für eine 
			gewaltige Ehre empfängt der himmlische Vater dadurch, da er ja 
			siehet, dass sein Sohn all diese äußerste Erniedrigung zu desto 
			höherer Ehre des Vaters auf sich nimmt. 0, was für eine 
			unbegreiflich große Kraft und Hoheit empfängt das hl. Messopfer 
			dadurch! 0, was für großes Heil und Nutzen bekommen dadurch die 
			Menschen, für welche das hochheilige Opfer verrichtet und 
			aufgeopfert wird! 0, was für Trost und Erquickung gewinnen daraus 
			die Seelen im Fegefeuer, für deren Erlösung diese heilsame Messe 
			gelesen und gehört wird!
				
			31. In dem Buche von den 
			vortrefflichen Männern des Cistercienserordens ist zu lesen, wie zu 
			Zeiten des hl. Bernard ein Ordensmann zu Clairvaux gestorben und zu 
			den Peinen des Fegefeuers verurteilt sei. Dieser erschien einem 
			alten Pater und bat, die Priester möchten doch die hl. Messe für ihn 
			lesen. Nach wenigen Tagen erschien er dem Pater wieder mit 
			fröhlichem Angesicht, wies ihn dann hin auf die hl. Messen welche 
			die Priester in der Klosterkirche für ihn lasen und sprach: "Siehe, 
			das sind die Waffen der Gnade Gottes wodurch ich errettet worden 
			bin. Ich sage dir in Wahrheit, dass diesen Waffen der göttlichen 
			Gnade, dieser Kraft der Barmherzigkeit Gottes, diesem Schlachtopfer 
			des Heilands, gar nichts widerstehen kann als nur einzig und allein 
			ein unbußfertiges Herz. Dieses setze ich hierher, damit du die 
			Herrlichkeit der hl. Messe aus diesem Lobspruche desto besser 
			erkennest und sie desto lieber, öfter und andächtiger hören mögest. 
			Denn die täglichen hl. Messen sind die Waffen der göttlichen Gnade, 
			die Kraft der göttlichen Barmherzigkeit; sie enthält jenes 
			Schlachtopfer, dem nichts widerstehen kann, wenn man sie mit Andacht 
			hört. Wir sollen uns befleißen, unserem treuen Heiland herzlichen 
			Dank zu sagen, dass er sich täglich und stündlich dem himmlischen 
			Vater aufopfert, und sollen ihm danken, dass er uns diese kräftigen 
			Waffen gegeben hat, durch die wir Gottes Gnaden erwerben und seine 
			Barmherzigkeit gleichsam erzwingen können.
				
					32. Zu größerem Ruhm der hl. Messe 
			wollen wir nun vernehmen, was sich bei der Einweihung der 
			Wallfahrtskapelle in Einsiedeln nach dem Zeugnis des hl. Konrad in 
			der Nacht zum 14. September 948 zugetragen hat. Im Leben des hl. 
			Meinrad ist zu lesen, wie achtzig Jahre nach dessen Tode Eberhard, 
			ein frommer Einsiedler, all sein ererbtes Vermögen zum Bau des 
			Klosters verwendet und endlich den hl. Konrad, Bischof von Konstanz, 
			ersucht habe, die Einweihung der Kapelle vorzunehmen. Als dieser nun 
			in der Nacht vor der Weihe in die Kapelle gehen wollte, um zu beten, 
			hörte er darin schon die Antiphonen und Responsorien von der 
			Kirchweihe laut singen. Als er hineinkam, sah er die Kapelle voller 
			Engel und Christum selbst in bischöflicher Kleidung, wie er dieselbe 
			einweihte. Hierüber geriet Konrad in solches Staunen, dass er 
			unbeweglich weiter dort verharrte. Er sah und hörte, wie Christus 
			ganz dieselben Worte und Zeremonien brauchte, welche die Kirche 
			vorschreibt, und wie die Heiligen ihm dabei dienten. Maria, zu deren 
			Ehre die Kapelle und der Altar geweiht wurden, stand auf dem Altar 
			in höchster Herrlichkeit, glänzender als die Sonne und leuchtend wie 
			der Blitz. Nach Vollendung der Weihe sang der Heiland das Hochamt in 
			größter Feierlichkeit, und die Chöre der Engel musizierten und 
			sangen dazu so herrlich, dass St. Konrad vor lauter Wonne fast 
			vergangen wäre. Nach vollendeter Messe verschwand das himmlische 
			Heer und hinterließ ihn voll Freude und Süßigkeit. Als man dann am 
			nächsten Morgen ihn drang, die Weihe zu beginnen, da hörten alle 
			eine Stimme vom Himmel, die dreimal sprach: "Höre auf, Bruder, die 
			Kapelle ist schon konsekriert." So ließ er dann ab mit der Weihe und 
			schrieb diese wundersame Sache nach Rom an den Heiligen Vater. 0 
			wären wir doch bei dem hl. Konrad gewesen und hätten sehen können, 
			was er gesehen hat: was für Verwunderung, was für Freude, was für 
			Andacht würden wir empfunden haben! Wir freuen uns auch so, weil wir 
			wissen, dass Christus selbst alle Tage in der hl. Messe sich selbst 
			aufopfert, und dass wir daran teilnehmen können, wenn wir nur 
			wollen.
   
				
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